Die SPD im Landkreis blickt auf ein stolzes Jubiläum: Bereits ein halbes Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs beantragten Genossen die Wiederzulassung der während der NS-Zeit verbotenen Partei. Am 18. Dezember 1945 war es dann soweit: Major Melvin W. Nitz, Vertreter der amerikanischen Militärregierung in Starnberg, genehmigte die „Social Democratic Party, Landkreis Starnberg“.

„Wir sind stolz darauf, dass unsere Vorgänger unmittelbar nach dem Krieg im Landkreis wieder die rote Fahne gehisst haben“, sagt Julia Ney, Kreisvorsitzende der SPD. Auf das 70-jährige Jubiläum sind die Genossen erst vor wenigen Wochen gestoßen. „Unser Vorstandsmitglied Andreas Schöpf stellte sich als Hobby-Historiker heraus, der die entsprechenden Dokumente im Hauptstaatsarchiv in München (Akten der amerikanischen Militärregierung in Bayern – OMGB) gefunden hat.“ Die Initialzündung der Geschichts-Exkursion jedoch ist der ehemaligen Weßlinger Bürgermeisterin Monika Meyer-Brühl zu verdanken: Sie bat die Kreis – SPD, ihre alten Dokumente zu übernehmen. Andreas Schöpf nahm sich der Unterlagen an und begann daraufhin, die Geschichte der SPD seit 1945 zu recherchieren.

Schon unmittelbar bei Kriegsende 1945 wurden in vielen Orten des Landkreises Sozialdemokraten aktiv, um der Bevölkerung bei der Organisation des täglichen Lebens zu helfen.

So wurden im Herbst 1945 die ersten SPD-Ortsvereine durch die amerikanischen Militärbehörden zugelassen, etwa der Ortsverein Starnberg am 23.09.1945.

Zur 1. Kreistagswahl am 28.04.1946 konnte die SPD mit einer eigenen Liste antreten und errang zwölf Sitze. Erster Fraktionsvorsitzender im Kreistag wurde Hans Sauermann. „Seit 1946 sind wir ununterbrochen im Starnberger Kreistag vertreten“, freut sich der aktuelle Fraktionsvorsitzende, Tim Weidner. So ist es der SPD im Kreistag zu verdanken, dass das Klinikum Starnberg in kommunaler Hand geblieben ist und nicht verkauft wurde, dass der Sonderflughafen Oberpfaffenhofen nicht für den Geschäftsflugverkehr erweitert wurde, und dass die FOS in den Landkreis kommt.

In den früheren Jahren kämpfte die SPD mit Dr. Reinhold Kaub für den freien Zugang aller Bürgerinnen und Bürger zu den Seen im Landkreis, gegen den Ausverkauf der Seeufer an Vermögende, gegen deren Verbauung und gegen die zunehmende Verschmutzung der Gewässer. Darüber hinaus drängte die SPD den Freistaat zum Erwerb der Roseninsel im Starnberger See und beantragte die Einführung eines MVV-Bussystems.

Unterlagen aus den ersten Jahren nach dem Krieg sind nur schwer zu finden. Aber die Namen der damals aktiven Sozialdemokraten sind weitgehend bekannt. Unter den ersten Vorsitzendes des Kreisverbandes waren Dr. Hans Sauermann aus Starnberg, Dr. Siegfried Ziegler aus Hechendorf, Benedikt Fischer aus Gauting und dann bis Mitte der 60er-Jahre hinein der Starnberger Emil Rohm. Rohm wurde 1966 zum bis heute einzigen Ehrenvorsitzenden des Kreisverbands gewählt. 1966 zählte der Kreisverband übrigens 344 Mitglieder. Zum Vergleich: Heute sind es 429.

Ab Mitte der 60er-Jahre ist die parteiinterne Überlieferungslage deutlich besser. Walter Kessler (1964-71) und Jürgen Maruhn (1971-76) führten den Kreisverband in und durch die bewegten Willy-Brandt-Jahre. Bei der Kreistagswahl 1972 konnte die SPD sagenhafte 20 Sitze besetzen. Ernst Haeffner (1976-78) starb überraschend während seiner Amtszeit. Ihm folgte „Seedoktor“ Reinhold Kaub (1978-79), der sein Amt niederlegte um kurz zu den Grünen und dann wieder zurück zur SPD zu wechseln. Siegfried Danninger (1979-84) übernahm den Kreisvorsitz für ihn.

Nach Reinhard Dirr (1984-91), Manfred Miosga (1991-99), Gernot Abendt (1999-2000) ging der Kreisvorsitz zu Beginn des Jahrtausends an Frank Hauser (2000-05). Ihm folgten Tim Weidner (2005-11) und Stephan Bock (2011-13). Mit Julia Ney (seit 2013) kann nun die erste Frau an der Spitze des Kreisverbands stolz auf eine 70-jährige Nachkriegsgeschichte der Sozialdemokratie im Landkreis Starnberg zurückblicken.

Zulassung_1945

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