Unter diesem Motto begann der Politische Aschermittwoch der Kreis SPD Starnberg – nach einer Einführungsrede der stellvertretenden Vorsitzenden Julia Ney – mit einer fulminanten TV-Talkshow. Vom Talkmaster Manfred Walter, im wirklichen Leben Bürgermeister der Gemeinde Gilching, können Anne Will und Maybritt Illner noch viel lernen: Mit viel Gespür entlockte er den Gästen – Altkanzler Gerhard Schröder, Alt-Landesvater Edmund Stoiber und Wirtschaftsminister Martin Zeil – spektakuläre Geheimnisse und bahnbrechende Ideen zu den Themen Tunnel in Starnberg, ALDI-Logistikzentrum, Energiewende oder Flughafen Oberpfaffenhofen.
BR-Redakteur Matthias Stadelmann schaffte den Spagat vom roten über den schwarzen zum gelben Stuhl, indem er die drei erwähnten Gäste wirklich meisterhaft parodierte. Das Publikum kreischte vor Vergnügen, als Schröder den Starnbergern erklärte, wie man das Problem Seeanbindung mithilfe der Gasprom lösen kann (erst eine Gasleitung legen, dann genügt ein Funke und man hat einen breiten Graben, der auch das Tunnelproblem löst).
Zeil, der stets vom Moderator kurz aus dem Tiefschlaf geweckt werden und bei jeder Frage erst seinen Stolz auf das schöne 5-Seenland zum Ausdruck bringen musste, sah im Oberpfaffenhofener Flughafen das Aushängeschild der Region, sozusagen ein Laptop und Lederhose. Das provozierte natürlich Protest von seiten Stoibers, der nicht nur auf diesen Ausdruck, sondern auf Plagiate insgesamt den Alleinanspruch bei der CSU sah. Stoibers Vorschlag, den Transrapid zur Anbindung an den Oberpfaffenhofener Flughafen zu reaktivieren, kam beim Publikum genauso gut an wie der Vorschlag, die hiesigen Bauern dazu zu bewegen, Brennstäbe anzubauen. Schröder hielt die Energiewende an sich für "Sonnenblumengedöns" und versprach sich mehr Erfolg von Gasleitungen.
Das Thema ALDI hat bei allen drei Gästen Kopfschütteln hervorgerufen, Zeil sogar richtig wach gerüttelt: Er musste sich im Nachhinein heftig über den Gilchinger Gemeinderat ärgern und über die gespaltene Grüne Anne Franke wundern, die eine Landtags- und eine Gemeinderatsmeinung hat. Stoiber regte sich über den "roten Rathausschinder" aus Gilching auf, der dazu beitrug, dass sich Franz Josef Strauß nun im Grabe umdrehen muss. Auch Schröder hätte dem Kleinstadtbürgermeister was erzählt, aber ALDI wird sicher kommen und seine "Bauernopfermilch" im ganzen Fünfseenland verteilen.
Nachdem der vollends eingeschlafene Zeil nicht mehr reaktivierbar war, Schröder ein wichtiges Telefonat mit Joschka Fischer führen musste und mit dem zurückgebliebenen Stoiber auch der Moderator nichts anfangen wollte, verabschiedeten sich Manfred Walther und Matthias Stadelmann unter tosendem Beifall der fast 150 Gäste.
Diese neue Form der Fastenpredigt kam hervorragend an – somit hatten die anschließend auftretenden Avantgardinen es richtig schwer, gleich zu ziehen. Deren musikalisches Frauenkabarett befasste sich mit den Themen Kindererziehung, Frauenquote, Haushalt sowie 50 plus und gab dem geplagten Sozi-Publikum außerdem eine Lehrstunde in Selbstlob und Lach-Yoga. Erst nach zwei Zugaben durften die vier Künstlerinnen aus Franken von der Bühne.
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