Prächtigstes Badewetter bis in die Abendstunden ließ die veranstaltenden Genossen befürchten, dass nicht allzu viele Besucher den Weg ins Tutzinger Festzelt finden. Doch in dem Augenblick, als die Blaskapelle den Einzug der Redner – unter ihnen der Star des Abends, Spitzenkandidat Christian Ude, mit dem Defiliermarsch begleitete, waren die Sorgen verflogen: Das Zelt war voll.
Nach der Begrüßung durch den Kreisvorsitzenden Stephan Bock erklärte der Landtagskandidat Tim Weidner am Ende seiner Rede, warum die Landkreisbürger Tim Weidner wählen müssen: “Damit er, Tim Weidner, Christian Ude zum Ministerpräsidenten wählen kann.” Aber auch, wie er vorher überzeugend betonte, um eine Garantie zu bekommen, dass der Sonderflughafen Oberpfaffenhofen nicht, wie von der Erdinger CSU gewünscht, den Geschäftsreiseverkehr vom Münchner Flughafen aufnimmt. Weder Seehofer noch der LEP bieten in dieser Frage den Bürgern Sicherheit.
Der Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel zählte als zweiter Redner viele Baustellen der schwarzgelben Bundesregierung auf: Von der Zunahme der Arbeit im Niedriglohnsektor, der Ungleichheit der Bezahlung für Arbeitnehmerinnen, den Fallstricken der Lebensleistungs- und Mütterrente, der Planlosigkeit bei der Finanzierung maroder Straßen usw. Kurzum: gerechtere und sozialere Politik ist nur mit der SPD möglich.
Und dann kam Ude:
Gleich zu Beginn machte er deutlich, dass für ihn die Kaffeesatzleserei der Medien – welche Partei nun wie viel Prozentpunkte bei Landtagswahl vorne liegen wird – nicht im Fokus steht, sondern inhaltliche Projekte. Vordergründig geht es uns in Bayern sicher gut, aber auch wenn wir wirtschaftlich gut dastehen, Exzellenzuniversitäten in der Landeshauptstadt haben, unsere Abiturienten den Vergleich mit den anderen Bundesländern nicht scheuen müssen, werden schnell die Problemzonen sichtbar: Bildung hängt in keinem Bundesland so stark vom Geldbeutel der Eltern ab wie in Bayern, es mangelt an Betreuungsplätzen, es gibt keine Wahlfreiheit zwischen 8- und 9-jährigem Gymnasium. Wozu muss man eigentlich ein Turboabitur machen, wenn die Lebenserwartung ständig steigt und alle am Ende länger arbeiten müssen, fragt sich Ude. Und damit erinnerte er noch einmal an das (schein)heilige Stoiberwahlversprechen vor genau 10 Jahren: “Das 9-jährige Gymnasium bleibt auf alle Fälle bestehen”, um es wenige Wochen nach der Wahl durch das planlos eingeführte G8 abzulösen. Als politischer Erfolg der Oppositionsparteien ist das Thema Studiengebühren zu betrachten: Ohne das Volksbegehren wäre die CSU nicht eingeknickt.
Christian Ude griff ein Thema nach dem anderen auf: Nach der Bildung die Zähmung der Finanzmärkte, das Lohndumping, das sich in Bayern vor allem in Form von befristeten Verträgen oder der Einstellung von Hochschulabsolventen als Dauerpraktikanten ausdrückt. Der zügellose Wohnungsmarkt ärgert den früheren Mieteranwalt Ude ganz besonders. Bei einem Mieterwechsel kann der Vermieter nach Lust und Laune die Miete erhöhen, ohne in die Wohnung zu investieren. Hier muss dringend die Mietpreisbremse eingeführt werden. Bleibt noch das Thema Finanzen, von dem die CSU sich gerne brüstet, am meisten zu verstehen: Doch in Wirklichkeit hat keine Staatsregierung mehr Schulden angehäuft als die schwarzgelbe Landesregierung, auch wenn das teilweise das “Verdienst” der rußschwarzen Vorgängerregierung war. Dass Sozis sehr gut mit Geld umgehen können, zeigt sich schon darin, dass München heute weniger Schulden hat als bei Udes Amtsantritt. Die Landesregierung dagegen hat 10 Milliarden Euro mit der Bayerischen Landesbank in den Sand gesetzt.
Fazit: Wir können es besser!
Um die Wahl zu gewinnen, muss die größte politische Kraft in Bayern überzeugt werden: mit ca. 40% die Gruppe der Unentschlossenen – in der Sache ist diese Gruppe überzeugt: 80 % wollen den Mindestlohn, 70 % wollen ein Wahlrecht zwischen G8 und G9. Die Unentschlossenen müssen nur noch davon überzeugt werden, zur Urne zu gehen.
Unter tosendem Beifall beendete Ude seine Rede – mit einem großen gerahmten Foto für seinen neuen Arbeitsplatz in der Staatskanzlei, ein Foto von Kapitän Ude, dem Kapitän für ganz Bayern!
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