Gestern wurde Hans-Jochen Vogel 90 Jahre alt. Wenige Tage vorher präsentierte er im Künstlerhaus (s.Bild) sein- wie er meinte- wahrscheinlich letztes Buch.  “Es gilt das gesprochene Wort”, eine Sammlung wichtiger Reden seiner langen politischen Karriere als Münchner Oberbürgermeister, Justizminister und SPD-Vorsitzender. Besonders gefreut hat ihn, dass Helmut Schmidt noch kurz vor seinem Tod Ende 2015 ein Geleitwort dafür geschrieben hat.

In der Diskussion mit Wolfgang Thierse und Claudia Tausend, moderiert von Franziska Augstein, wies er auf die Gefahr hin, die von Atomwaffen ausgeht. Die Ost- und Deutschlandpolitik Willy Brandts und Helmut Schmidts verteidigte er wie damals und seine Positionen zur Lage im Nahen Osten helfen noch heute weiter.

Auch die Defizite, die er in seinen Reden identifiziert hat, bestehen noch: der Verlust an sozialer Gerechtigkeit, die Wohnungsnot und die fortschreitende Belastung und Bedrohung unserer Umwelt. Mit Blick auf die Fragen der aktuellen Fluchtthematik sieht er einen mindestens zweiseitigen Solidaritätsbegriff als maßgeblich an: Einerseits selbst Solidarität zu erfahren und sich andererseits zugleich solidarisch zu zeigen, präge seit langem die Erfolgsgeschichten von gutem Zusammenleben der Menschen in Deutschland. Gleiches müsse aber im größeren Rahmen auch für den Umgang zwischen den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gelten.

Stets hat den gläubigen Katholiken ein klarer Wertekompass geleitet, dessen Koordinaten sich nicht zuletzt aus den traumatischen Erlebnissen der Kriegs- und Nachkriegsjahre ergaben. Darauf nimmt auch Helmut Schmidt Bezug, als er die Arbeit des Weggefährten im Geleitwort beschreibt: “In unserem politischen Leben verbindet uns beide die Auffassung von Augenmaß und Pflicht im Dienst für unser Volk und das öffentliche Wohl”.

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